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fenster zur welt

der bildschirm als fenster zur welt versorgt trivial mit daten, die niemand in frage stellt, denn in den bann gezogen durch bilder mit akustischen signalen verlernt der mensch das denken und fusioniert mit den so ästhetischen elektrostrahlen - belagert durch diskontinuierliche momentaufnahmen verlieren wir die fähigkeit zu erkennen und zu ahnen - in unsere köpfe werden permanent veränderte tatsachen projiziert - ist es naivität oder unwissenheit das niemand reagiert? - sind die bilder die unsere augen streicheln und unsere sinne berühren wirklich so verändert, dass wir nicht mehr imstande sind die wahrheit zu verspüren? - im standby modus und allzeit bereit beliefern sie uns mit informationen aus allen positionen dieser welt - der blick bleibt fixiert weil uns das wegsehen so schwer fällt - scheinbar sind wir es nicht mehr gewohnt mitzudenken und nur noch den flimmerten symbolen auf dem screen aufmerksamkeit zu schenken - es saugen sich immer mehr augen in den schein des wirklichen und glauben die realität selbst erfasst zu haben - wage den blick weg vom licht des stetig präsenten schirm indem wir uns verirren und uns im magnetischen feld aus farben
und tönen aus den augen verlieren...

ich öffne das portal und starre in den stofflosen raum – in ihm scheint reales so real, doch gerade diese fremdartigkeit vermag mich zu bannen - die fesseln des künstlichen ergreifen besitz von meinem geist und halten mich in dieser ihrer welt gefangen - dort verlier ich an gestalt, an biomasse - löse mich oberflächlich auf, in eine punktwolke und verblasse gerastert in einem netz aus waben, denn in jeder dieser zellen existieren nur die drei farben – rot – grün - blau – rot – grün – blau ...
[komisch, dass die farben der wirklichen welt erst wirklich echt aussehen wenn man sie auf dem screen sieht]
ja - ich und die realität werden abstrahiert und auf punkte ohne ausdehnung reduziert – auf der suche nach dem archimedischen geh ich auch in mich und erkenne dabei die dunkle innenseite des seins – eine abfolge aus 0 und 1, 0 1 - somit wird alles hier einschließlich mir berechenbar, manipulierbar - ja sogar meine innere uhr tickt digital denn prozessoren zerstückeln den zeitfluss wie zenon – als störendes element meiner umgebung verlier ich jegliches gefühl für raum und echtzeit, schein und wirklichkeit, raum und echt-zeit, schein und wirklichkeit, ...

komm her, ja näher - ich beriesle dich, umschließe und umfließe dich – relax! – genieße mich - spürst du das prickeln? über und über - es ist für dich da, rundum die uhr verfügbar - ich verneige mich - mein reich liegt dir zu füßen – es ist nur dazu da dein sein zu versüßen - also vergiss – mein freund zerstreu dich – ich zeig dir alles und nichts – du siehst dich und träumst dich – ... nein! du versäumst nichts – denn ich mäste dich mütterlich – füttere dich – wenn du es willst erschüttere ich – schließlich existiere ich nur für dich – kontrolliere, bewege und berühre dich – unterhalte infotain - du amüsierst dich – total entspannt – genießt mich – siehst, hörst, fühlst und ließt mich - siehst, hörst, fühlst und ließt mich ...

 

menschenleere

die elementarteilchen in jeder meiner zellen sind von menschenhand geschaffen nichts wurde zufällen überlassen denn windung um windung um sich geschlungener stränge folgt einer festen ordnung deren entfesseltes produkt in sich trägt was der genpool zu bieten hat - die in vitro gezeugte utopie markiert den evolutionären wendepunkt eines atemberaubenden fortschritts mit dem wir uns bewegen - das buch des lebens, das wir neu schreiben, neu lesen, liegt offen vor uns und gibt uns sein geheimnis preis - ich bin das erste exemplar das euch die zukunft weist

gemeinsam fühl ich mich verloren und einsam - obwohl ich nicht allein bin - teil mein leben nur mit mir und mir und mir - ich, das gebrannte kind, zerfall selbstlos ins fraktal eines menschen, der sich widerspiegelt aber nicht erkennt in mir - der sich nicht erkennt in uns - denn als unsterbliche idee geboren, entlarvte ich mich als die verwaiste totgeburt des individuums

ich bin gefangen in einer kapsel aus fleisch und blut doch mein geist lebt jenseits dieser symbiose ich baumle lose in dieser lebendigen hülse die nicht ich bin - die wir sind - um mich spinnt sich ich nur ich - ich spiele dich und du spielst mich bis ich an der gespiegelten wirklichkeit zerbreche weil ich merke dass ihr nicht wirklich seid

ich und einesgleichen - meinesgleichen - eineiige unendlinge aus siam, zusammengewachsen am dna doppelstrang, wurden von menschenverstand genormt, von menschenhand geformt kalten wirtskörpern übergeben, diese trugen uns aus, doch der zeitgeist uns mit, gemeinsam schenkten sie uns erst das leben - so ging ich als massenprodukt in serie doch man hinterließ nicht nur mich sondern auch die menschenleere

wenn der sechste tag anbricht stehe ich vor euch und erstrahle in seinem licht - es gibt kein zurück mehr und ihr seht mich der ich aus eurem ebenbild getreten bin ich gebe eurem leben sinn denn ihr denkt durch mich neu aufzuerstehn fühlt euch gottgleich möchtet selbst schöpfen doch ihr überwindet eure endlichkeit nur in euren köpfen

im kollektiven erwachen dieser zeit entsteht der mensch in massarbeit eine generation die sich auszeichnet durch völlige gleichheit ich die verkörperte perfektion ergebe die kontrastlose summe mit dem natürlichen ursprugn der genetischen manipulation in einer welt in der der mensch den mensch zusammenstellt der natürliche lauf des lebens verfällt ist nichts mehr so wie es scheint ein lebewesen wird designed - emotionslos sich alles vereint sich alles gleicht bis dass das individuelle individuum verbleicht

ich galt lang als undenkbar doch nun bin ich da, denn das feuer hat prometheischen scham entfacht und so wurde ich angedacht - ein gedankenstoß mit dominoeffekt - effekt - effekt dabei fiel der mensch zuletzt ...

 

schachteltraum [part1]

[lasst euch auf das träumen ein - ein mensch träumt, wandelt sich - du scheinst drei zu hören doch er bleibt immer der gleiche - du kennst es, die grenzen zwischen traum und realität verschwimmen, wenn du im bett liegst und langsam ... ]

die alltagsmüdigkeit lässt mir nicht einmal den schlaf, den ich täglich bedarf – so find ich mich wieder im zustand des ständigen erwachens aus der wirklichkeit – bin ohnmächtiger schöpfer von diesem nur durch das unendliche begrenzten moment, der wie ein vorhang aus blauem samt zwischen den welten hängt – der mich sowohl von der einen als auch der anderen seite trennt – ich bin gespalten – doch die beiden teile, scheinbar unvereinbar, verschmelzen in den falten – dieselben gedanken – dieselben fäden, die den stoff weben aus dem die träume sind, umspinnen mich wie ein cocon, dessen dunkle einsamkeit blendet mich, doch aus der leere formiert sich etwas, das sieht aus wie ich – [das sah aus wie du] - das fühlt und denkt wie ich – doch das bin nicht ich – [aber das warst nicht du] - es ... es ... es

[doch wer ist es - es - es - ich - es]

es kommt tief aus mir über mich und lebt mich und ich erleb es selbst, doch dabei scheint es so vertraut, ja vertrauter als ich selbst, obwohl es entstellt ist, denn es entstellt mich, oder bin ich mir nur selbst fremder als es ? – selbst fremder als der Teil meines selbst, der mehr ich ist als ich ? ich... ich... ich...

[dann sah ich dich - du lagst im bett - aber das warst nicht du - es sah aus wie du - aber das warst nicht du - aaaah]

 

schachteltraum [part2]

[du stehst an der schwelle zu deiner unterwelt, die du nicht kennst, die aber nur wegen dir existiert - du stehst an der schwelle zu einer seltsamen welt, die sich vor dir auftut]

ich ... ich ... ich liege eingehüllt in dunkelheit, völlig befreit - plötzlich entzweit merke ich wie ich meiner selbst entgleit, eine grenze der ungewissheit überschreit an der ich mich als schatten meiner selbst begleit - ich trage die zeit in form einer sanduhr in freier natur umringt von sonnenblumen ohne farbstruktur - plötzlich erkenne ich in der ferne eine kontur und erschrecke vor einem mandala in dessen mittelpunkt ich mich wieder entdecke - ich finde mich in einem dunkeln gang - dessen rotes vlies an den wänden treibt mich voran und verstricke mich in unkontrollierte gedankenstränge - dies treibt mich in die fänge einer absurden enge - ich dränge nach aussen doch versinke nach innen, meine gedanken verschwimmen im dunklen nichts, im schein des schwarzen lichtes ...
als in einem moment flackerndes neonlicht die finsternis und mich trennt, fällt die uhr aus meiner hand zerschellt und verrinnt mit einem spalt von dem eine seltsame gewalt ausgeht - meine gestalt durchdringt - der prozess meiner verpuppung beginnt - ich falle zu boden betrachte mich durch einen spalt von oben - so bleib ich eingeflochten in das endlose band seitdem ich seine maschen fand und mit meinem verstand verband ...

 

schachteltraum [part3]

[du erwachst - doch wie kannst du dir sicher sein, dass du nicht noch träumst, denn du denkst ja nur das du wach bist]

ich bin benebelt vom schlaf traumtrunken noch ganz in den falten meiner bettdaunen versunken richte mich auf und taste langsam eine kühle wand deren gegenseite meinen verstand durchdringt entlang spüre den lichtschalter in meiner hand – drücke - doch das licht geht nicht an von angst getrieben stolpernd nach luft schnappend und im dunklen tappend setz schritt um schritt wo geht’s hier raus taste ich etwa in der dunkelheit meiner selbst denke ich und reiss die augen auf an mein ohr dringt das zischen eines streichholz in der finsternis ich sehe zwar helles licht doch erkenne nichts plötzlich geblendet vom einem grellen schein steh ich erstarrt da und staune kaum imstande zu verstehn im lichtdurchfluteten Raum seh benommen von seiner kontrastlosen schlichtheit an der decke eine dunkle silhouette aus der tropfen wachsen als mein blick schweift tropfen klatschen auf den boden und bilden eine pfütze sie gähnt in der raummitte tiefschwarz mit langsamen schritten im zwiespalt der gefühle zwischen angst und neugier hinundhergerissen bewege ich mich langsam auf die pfütze zu ohne genau zu wissen was mich erwartet ein windstoß streicht über die wasseroberfläche vor der ich befremdet zurückschrecke und trotzdem blicke ich in die tiefe bis ich am abgrund etwas vergessenes entdecke das lange nicht zu sehn doch nie verschwunden war ein gesicht – weite augen dunkel und klar die mich in die tiefe ziehn ins schwarz nichts - wahres ich - meine spiegelung bricht in den wellen und ich sinke bis das licht meines bewustseins erlischt und sich alles untrennbar miteinander vermischt - und doch auch nicht denn ich fühle mich auf mich selbst zurückgeworfen etwas verlässt mich und drängt nach aussen

[es schlüpft aus der hülle, die schon so fest mit ihm verwachsen schien, ohne ihn dabei zu verwunden, und er sieht sich mit den fäden seines traumfängers an den spiegel über ihn gebunden]

 

tauchen tief [frittös]

ich bin nach innen gewandt doch wende mich – eröffne so neue wege zu den tiefsten narben meiner geheimnisvollen seele – trotzdem bleibt sie nur für mich zugänglich – denn ich lieg unter diesen mahnmalen seit unzähligen tagen in schweigen gehüllt lebendig begraben – doch der befreiende schrei kann das möbiussche band, das mich gefangen hält, nicht überwinden – mein schicksal liegt in einer mir noch fremden hand – denn gelähmt von der angst vor den nachwehen kann ich mich nicht selbst entbinden – ja so wart ich – ja so wart ich – bis ich gegenwärtig bin !

holen tief luft tauchen tief unter wasser unbewußt bewußt - [unbewupt bewußt] [holen tief luft]
holen tief luft tauchen tief unter wasser unbewußt bewußt - [unbewupt bewußt] [holen tief luft]

ich trage mein innerstes nach aussen auf dem weg hinaus zu mir - mein naturell lebendig, impulsiv, spontan, extrovertiert - mein freiheitsdrang sitzt tief träum vom fliegen freier fall leben ohne bodenkontakt zweckenthoben fällt alles was mich festhält – fesselt – von mir ab ich schau auf abgründe hinab und schrecke davor zurück denn ich entdecke ganz unten dunkle facetten des unbekannten verdrängten mit ungebändigten ängsten im blick lass sie zurück und bin entrückt unter tarnkappen verborgen geschützt und auf mich selbst gestellt zerbrechen tausend teile wenn die welt in mir zerfällt In ihr lebt ein kind angreifbar und zerbrechlich schlägt mit der faust gegen mauern aus stein und steht schlussendlich im fegefeuer der erkenntnis und verbrennt sich und verbrennt sich ...

holen tief luft tauchen tief unter wasser unbewußt bewußt - [unbewupt bewußt] [holen tief luft]
holen tief luft tauchen tief unter wasser unbewußt bewußt - [unbewupt bewußt] [holen tief luft]

ich trete ins tiefste dunkel um mich im licht zu sehen und im lichttoten raum wieder aufzuerstehen - das in mein fleisch eingebrannte zu reproduzieren - gedankenketten, gefühlsbilderwelten, die sich vor mir manifestieren - in der dunkelkammer entwickle ich meinen blinden fleck - greif angsterfüllt nach den unbekannter bilder meiner selbst - angetrieben vom kindlich ungehemmten lass ich die schützende hand los und gehe haltlos hin zum fremden ohne mich zu wenden, bis ich falle wie endliche regentropfen - tropfen in den endlosen raum, wo momentaufnahmen verblassen - versuch sie vergeblich zu fassen, doch stehe in nebelschwadenverhangenen schlachtfeldern meiner seele und bin verwundert dass ich im spiegel mein porträt von hinten sehe ....

 

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